Rezension zu „Fünfte Sonne“ von Camilla Townsend

Camilla Townsend erreicht mich mit ihrem Sachbuch „Fünfte Sonne“ vollkommen, sie erforschte in einem Langzeitprojekt über die Mexica viele verschiedene erreichbare Quellen, reiste von Bibliothek zu Bibliothek durch die Welt, las viele Zeitdokumente und konnte dadurch einen neuen Blick auf die Azteken ermöglichen. Ihr Hauptaugenmerk lag hierbei auch bei der Sichtung schriftlicher Zeugnisse aus den Händen der Azteken höchstselbst und genau dieser Blick zeigt eine gar nicht mehr so blutrünstige Welt. Genau diese blutrünstige Welt hat mich immer gestört und ich wusste eigentlich schon recht früh, dass daran etwas nicht stimmen kann. Mag sein, dass ich die indianischen Welten lange gegenüber unserer Kultur favorisierte. Durchaus denkbar aus meinem heutigen Blick. Aber dennoch erscheint mir diese blutrünstig gezeichnete Welt als ein Erklärungsversuch der blutigen Eroberung durch die Spanier. Denn wenn die ach so schrecklichen Azteken gar so kriegerisch waren, warum haben sie denn dieses Häuflein Spanier nicht einfach aus ihrem schönen Mexiko verjagt. Klarer Fall. Da passt etwas ganz und gar nicht. 

Camilla Townsend räumt mit ihrem Buch „Fünfte Sonne“ mit diesen männlich arroganten Blicken auf andere Kulturen auf, lässt die Azteken höchstselbst sprechen. Und in dieser Stimme klingt diese Kultur dann doch anders, menschlicher und authentischer. Klar waren die Azteken keine Unschuldslämmer. Aber wer ist das schon. Waren wir es in unserer Geschichte? Mitnichten. Also kann man auch den Schnabel nicht aufreißen und falsches herumposaunen. Denn unsere europäischen Landen zeichneten sich wohl in keiner Kolonie mit einem besonderen Sanftmut aus, eher wüteten sie in diesen Landen und erzeugten auch durch Angst eine Abschreckung. Wer ist dann besser oder schlimmer, die Azteken oder die Europäer? Eine Frage, die man nicht beantworten kann, denn wir alle sind Menschen, haben schlechtes und auch gutes in uns. Die Azteken und auch wir Europäer. 

Aber ebenso räumt Camilla Townsend auch mit dem Glauben auf, dass nach der Eroberung die indianischen Welten/die indianischen Kulturen einfach so verschwanden. Denn genau dies passierte nicht. Sie passten sich an, versuchten in dieser neuen Welt zu überleben, vergaßen aber ihre vergangene Welt nicht. Ein Teil der aztekischen Intelligenz überlebte und sie hinterließen aufschlussreiche Aufzeichnungen, Aufzeichnungen, die Camilla Townsend akribisch sichtete und dadurch ihr Buch verfassen konnte.

Ein 5 Sterne Buch, welches überholte Vorstellungen berichtigt, viele neue Informationen bereithält und sich hervorragend lesen lässt. Ein wundervolles und informatives Buch, welches bei mir bleiben wird und in meiner ethnographischen Bibliothek einen wichtigen Platz einnehmen wird!


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