Rezension zu „Was zu dir gehört“ von Garth Greenwell

„Was zu dir gehört“ von Garth Greenwell ist ein Roman über einen namenlosen Ich-Erzähler, der aus den USA nach Bulgarien gereist ist, er arbeitet dort als Lehrer an einer renommierten Schule in Sofia. Schon darüber habe ich mich sehr gewundert. Warum gerade Bulgarien? Warum reist jemand aus den USA nach Bulgarien? Aber gut, ist halt einfach so. Man könnte ja auch sagen warum nicht. Jedenfalls lernt dieser namenlose Ich-Erzähler auf der Suche nach einem sexuellen Kontakt in den Tiefen des bulgarischen Kulturpalastes in Sofia den charismatischen Mitko kennen. Fortan tanzen die beiden jungen Männer umeinander herum. Es beginnt ein Reigen um Liebe und Freundschaft, ein Ringen um Nähe und Distanz. Es geht um das, was die beiden zusammenbringt und auch um das, was die beiden trennt. Dabei stellt sich der Ich-Erzähler dann auch den Fragen aus seiner Vergangenheit, eine gewisse Selbstreflektion beginnt. Was macht jeden von uns zu dem Menschen, der er/sie ist? Elementare Fragen tauchen auf. Und das Ganze ist derartig intensiv geschrieben, dass man öfters einfach mal die Luft anhält/betroffen ist, wegen der Handlung, aber genauso erwischt einen auch diese Wortgewalt. Eine wunderschöne Wortkunst hat dieser Autor hier erschaffen, es ist ein Roman, der innehalten lässt, zum Sinnieren einlädt. Ein Roman mit einer Handlung, die besticht, die nachdenklich macht, die nachhallt. Dieser Roman ist auch ein Blick in die Gefühlswelt von jemandem, der Ausgrenzung erfährt, der am Rand steht. Ich habe mich beim Lesen gefragt, warum dies so ist, warum diese Ausgrenzung existiert, denn es ist ein Mensch, ein Mensch der lebt, ein Mensch der Stärken und Schwächen hat, ein Mensch der sympathisch und unsympathisch ist. Letztendlich ist dies hier ein Mensch wie wir alle. Ein Mensch der lebt, der liebt, der begehrt, der geliebt/begehrt werden möchte und der sich selbst hinterfragt. Und das alles geschieht in einer zutiefst ehrlichen Form, eine ehrliche Form, die manchmal schon etwas weh tut. Ich gebe eine Leseempfehlung, auch wenn ich weiß, dass dieses Buch einigen wegen der Handlung absolut nicht gefallen wird. Aber wer hat gesagt, dass Borniertheit etwas ist, was Betroffenen hilft?


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