Rezension zu „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo

Und als nächstes kam dieses absolut geniale Machwerk vor meine Augen! „Mädchen, Frau etc“ ist ein Buch mit einem wirklich interessanten Aufbau! 12 verschiedene, mehr oder weniger zusammengehörende Charaktere schildern episodenhaft ihr Leben und Erleben. Dennoch ergibt das Ganze am Ende ein stimmiges Bild. Dieses Bild ist eine Message, welche diese Autorin und auch andere Autoren immer wieder ausrufen, verbreiten und aus sich herausbrüllen wollen. Nur hier wurde diese Message wahrscheinlich erhört!

Über diese unterschiedenen Charaktere wird dem Leser verschiedenes geboten. Einmal gibt es hier verschiedene Blickwinkel auf ein und dasselbe Geschehen und damit auch ungleiche Wahrheiten. Dann wieder gibt es verschiedene Formen von diskriminierendem Verhalten, von unterschiedlichen Geschlechtern ausgeübt, aus verschiedenen Positionen heraus ausgeführt. Nachdenklich machend! Wie war das mit dem Glashaus und dem Stein?

Ebenso präsentiert Bernardine Evaristo hier ein Blick auf ein Land, ein Blick auf das Geschehen in diesem Land in einem erweiterten Zeitspektrum, einen wirklich erhellenden Blick! Damit ist dieses Buch auch noch geschichtlich von Interesse. Wenn man dieses Gesamtkonstrukt betrachtet, kann man einfach nur begeistert sein!

Auch wenn es vielleicht die eine oder andere Kritik gibt. Denn einige von diesen Charakteren wirken vielleicht doch etwas stereotyp, ja, aber über der Grundbotschaft des Buches kann ich das getrost verzeihen. Denn mal ehrlich, auch im realen Leben gibt es Menschen, deren Leben wie gezeichnet wirkt und damit auch recht unreal wirkt, wenn man mal davon absieht, dass sie eigentlich völlig lebendig vor einem stehen.

Ein anderer Kritikpunkt wäre, dass der eine Charakter so völlig schillernd gezeichnet wird und ein anderer fast vollkommen farblos daher schreitet. Aber auch das gibt es schlussendlich im realen Leben.

Der Titel des Buches wirkt etwas eigenwillig, dieses etc. empfinde ich fast etwas abwertend. Hier wäre die Übernahme des englischen Titels eindeutig besser gewesen. Denn dieses Schildern der verschiedenen weiblichen Charaktere und ihrer Gegensätzlichkeiten werden mit diesem etc. etwas unterminiert. Und das tut dieses „Girl, Woman, Other“ in meinen Augen eher nicht.

Denn diese Gegensätzlichkeiten können auch hilfreich sein, wenn man die Hintergründe dazu weiß und einbeziehen kann. Wobei man wieder bei der Kommunikation wäre. Und damit dieses Buch auch noch in einer anderen Hinsicht hilfreich machen.

Was man ebenso bei diesem Buch nicht vergessen sollte, ist der Humor der Bernardine Evaristo, der im Buch immer wieder latent durchblitzt und damit die doch bedrückende Schreibe erträglicher macht. Denn thematisch ist dieses Buch kein leichtes, es ist ein von Bernardine Evaristo geleitetes Orchester verschiedener schwarzer weiblicher Stimmen (wie The Paris Review so schön schreibt), die von einem Leben und/oder Erleben berichten, welches dringend überdacht werden sollte!

Vielleicht hilft der Man Booker Prize und die damit verbundene Aufmerksamkeit ja dabei!


Eine Antwort zu „Schwarze Frauen und die Diskriminierung”.

  1. Avatar von Literaturwerkstatt-kreativ /Blog

    Das Buch hat mich auch absolut begeistert!

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